BLICK Göttingen vom 09. Dezember 2009
Von Gerd Goebel
BLICK: Lutz Knopek, Glückwunsch zu Ihrer Wahl in den Deutschen Bundestag.
Ist für Sie ein Traum in Erfüllung gegangen?
Knopek: „Durchaus, obwohl es eigentlich nie mein Ziel war, Vollzeitpolitiker zu sein. Bislang habe ich Politik ja nur auf rein ehrenamtlicher Basis neben meinem Beruf gemacht.“
BLICK: Wie sind Sie in der FDP-Bundestagsfraktion als Newcomer aufgenommen
worden?
Knopek: „Prima. Die FDP-Bundestagsfraktion ist enorm gewachsen. Bei 40 neuen FDP-Abgeordneten gab es zu Beginn natürlich noch einige Abstimmungsprobleme. Meine niedersächsische Landesgruppe hat mir allerdings einen guten Einstand bereitet und mir den Anfang erheblich erleichtert.“
BLICK: Aber Sie sind der einzige aus Südniedersachsen?
Knopek: „Ich bin der einzige FDP-Abgeordnete aus Südniedersachsen und mir der damit einhergehenden Verantwortung für die gesamte Region durchaus bewusst. Zusammen mit dem Kollegen Hartwig Fischer will ich dafür sorgen, dass Göttingen eine starke Stimme in der Bundesregierung hat.“
BLICK: „Wie intensiv wollen Sie sich künftig um den Wahlkreis Göttingen kümmern?
Knopek: „Die Arbeit im Wahlkreis hat für mich einen ganz großen Stellenwert! Mein Lebensmittelpunkt ist und bleibt weiterhin Göttingen. Ich wurde hier geboren und meine Familie lebt in Göttingen.“
BLICK: Sie werden dann auch intensiv Veranstaltungen besuchen, Gespräche mit Vereinen und Verbänden und auch anderen Organisationen führen?
Knopek: „Selbstverständlich. Der direkte Draht zu den Bürgerinnen und Bürgern ist mir sehr wichtig. Dies gilt ganz besonders in den Bereichen, wo es gemeinsame Interessen gibt mit meinen Ausschüssen. Darüber hinaus natürlich gerne auch zu aktuellen Themen.“
BLICK: Wie sind Sie für die Bürger in und um Göttingen zu erreichen? Werden Sie auch Sprechstunden anbieten?
Knopek: „Wir sind gerade dabei unser Wahlkreisbüro, welches direkt am Göttinger Bahnhof liegt, fertig einzurichten. Dort werde ich dann selbstverständlich auch regelmäßige Bürgersprechstunden anbieten.“
BLICK: Welche Schwerpunkte wollen Sie in Ihre zukünftige Arbeit setzen?
Knopek: „Ich bin jetzt im Umweltausschuss, was perfekt zu meinen persönlichen Interessen und meinem fachlichen Hintergrund als Biologe passt. Darüber hinaus bin ich ordentliches Mitglied im Sportausschuß, hier wird es sicherlich zukünftig viele Möglichkeiten gibt, lokal Dinge anzustoßen.“
BLICK: Das Thema Energie ist ja eines der aktuellsten Themen der Zukunft. Wie stehen Sie zu der Zukunft der Energie insbesondere der Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke?
Knopek: „Das Thema Energie muss immer im Zusammenhang mit dem Thema Klimaschutz betrachtet werden. In Kürze beginnt die Weltklimakonferenz in Kopenhagen. Eine der Herausforderungen für unseren gesamten Planeten ist, dass wir den CO2 Ausstoß erheblich vermindern. Atomkraftwerke haben neben dem bekannten Nachteil der ungeklärten Entsorgungslage einen großen Vorteil: Sie arbeiten CO2-neutral. Bis wir in der Lage sind, mit Hilfe von erneuerbaren Energien wirklich auch zuverlässig immer ausreichend Strommengen zur Verfügung stellen zu können, brauchen wir die Atomkraftwerke, gerade um eben auch parallel dazu, unsere ehrgeizigen Klimaschutzziele verwirklichen zu können.“
BLICK: Also auf einen Nenner gebracht: Sie sind für ein Abschalten der Atomkraftwerke, wenn auf der anderen Seite die regenerativen Energien so weit entwickelt sind, dass sie genügend Strom liefern können.
Knopek: „Wir brauchen die Atomenergie als Brückenenergie. Wir wollen das Zeitalter der fossilen Energien so schnell es geht beenden. Wir wollen die Wende zu erneuerbaren Energien zügig umsetzen, aber auch gleichzeitig die internationale Leistungsfähigkeit unserer Industrie nicht aus den Augen verlieren.“
BLICK: Herr Knopek, der Bau der Waaker Umgehung steht in den Sternen. Immer noch nicht hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschieden. Wie stehen Sie zu diesem Thema und zur schlechten Infrastruktur des südlichen Landkreises?
Knopek: „Die Waaker Umgehung muss gebaut werden, die Situation ist unzumutbar. Gerade auch wenn die langwierigen Bauarbeiten Richtung Göttingen abgeschlossen sind, haben wir mit dem neuen Holtenser Autobahnzubringer ein attraktives Ausfallstor in Richtung Waake. Von daher wird der Verkehr für die Waaker eher zunehmen als weniger werden. In begründeten Einzelfällen werden wir auch zukünftig noch Umgehungsstraßen bauen müssen, auch wenn wir bereits eines der bestausgebauten Straßennetze der Welt haben. Teilweise sind wir ja heute schon an den Kapazitätsgrenzen angelangt, was die Unterhaltung unseres Straßennetzes betrifft.“
BLICK: Südniedersachen zählt wirtschaftlich zu den Schlusslichtern in Niedersachsen. Wie kann diese Region stärker als bisher in das wirtschaftliche Leben eingebunden werden?
Knopek: „Göttingen hat auch deutliche Standortvorteile. Das ist zum einen die sehr gute Verkehrsanbindung mit ICE-Haltepunkt und direktem Autobahnanschluss. Die A 38 wird nach zwanzig Jahren nun zum Glück auch
endlich mal fertig! Das wird auch einen neuen Impuls geben. Wir haben die Universität plus die Großforschungseinrichtungen, wie Max-Planck-Institute und Deutsches Primatenzentrum. Woran es noch ein wenig mangelt ist die Umsetzung in innovative Start-up-Firmen, die in der Lage sind, die notwendigen attraktiven Arbeitsplätze zu bieten. Leider verlassen die meisten der hochqualifizierte Hochschulabsolventen Göttingen, sobald sie ihr Studium beendet haben. Das ist schade und ein großer Aderlass. Hier müssen wir ansetzen.“
BLICK: Herr Knopek, welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Knopek: „Meine Ziele für die nächsten vier Jahre sind: Ich will ich ein fachlich kompetenter Abgeordneter werden und dazu beitragen, dass in Berlin die richtigen Weichenstellungen für unsere Zukunft gestellt werden. In vier Jahren hoffe ich dann natürlich ein Wahlergebnis zu erhalten, welches meine Arbeit honoriert.“
BLICK: Herzlichen Dank.